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Verein zur Erforschung und Diskussion des Verhältnisses von Stadt und Kultur

Anregungen

Stadtleben statt Verkehr

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Sonntag, 28. Juni 2020 –

Hannover

 

 

Die AG Stadtleben wollte zur diesjährigen ArchitekturZeit Lust und Mut machen für die Umwandlung von Verkehrsflächen in Räume, die Platz bieten für urbane Aktivitäten. Wegen der coronabedingten Beschränkungen konnten jedoch keine öffentlichen Veranstaltungen stattfinden. Wir dokumentieren deshalb hier unsere Vorüberlegungen:

Die Forderung, dass die Herrschaft des Automobils eingegrenzt werden muss, findet mittlerweile große Zustimmung in der Stadtgesellschaft. Wie die vergangenen Monate gezeigt haben, lassen sich mit ihr sogar Wahlerfolge erzielen. Schwierig wird es jedoch, dieses Ziel in politisches Handeln umzusetzen: Planungen und Maßnahmen zur Einschränkung des ruhenden wie fahrenden Autoverkehrs lösen  regelmäßig und fast reflexhaft heftigen Protest und den Widerstand unterschiedlichster Gruppen aus, auch von denen, die grundsätzlich dem Ziel einer Verringerung des Autoverkehrs und einer Verkehrswende zustimmen. Sie befürchten wirtschaftliche Verluste, ihrer Freiheit und Lebensqualität, wenn Ansprüche auf die private Nutzung des öffentlichen Raums begrenzt werden.

Solche Besorgnisse beweisen, wie tiefgreifend unsere Lebensweise mit dem Automobil verwoben ist. Sie werden sich am besten überwinden lassen, wenn die Beschränkung der automobilen Freiheit nicht (nur) als Bedrohung und Verlust von selbstbestimmter Mobilität empfunden wird, sondern wenn mit dem gewonnenen Raum urbane Qualitäten (wieder) entdeckt und genutzt werden können, die von den Auswirkungen der Dominanz des Automobils (Flächenbedarf, Lärm und Luftverschmutzung) verdrängt wurden: Platz zum Flanieren, für Erholung,  Begegnungen, Feiern und Spielen, zum Wahrnehmen und Genießen der Architektur und Kultur der Stadt steigern auch die persönliche Lebensqualität.

Denkanstoß 1: Theaterstraße als "Kultur-Rambla"

Die Theaterstraße ist überdimensioniert für die verkehrlichen Belange, die sie zu erfüllen hat. Ihre Axialität auf das Opernhaus ließe einen zusätzlichen Mittelstreifen für Flaneure ("Kultur-Rambla") zu, beginnend am Thielenplatz, der nach Gleisentfernung und "Umdeutung" der Prinzenstraße sowieso neu gestaltet werden soll und direkt endend am Opernhaus, das derzeit für Fußgänger nur über Umwege zu erreichen ist. Der passagenmäßige Zugang zum Theaterhof von Künstlerhaus und Schauspiel sollte in diesem Zusammenhang gestalterisch herausgearbeitet werden.

 

Denkanstoß 2: Grüne Raschplatz-Hochstraße"

Die Raschplatzhochstraße könnte von vier auf zwei Spuren reduziert werden. Die eingesparten Spuren werden zum "High-Line-Park" umgestaltet (New York und Paris haben es vorgemacht). Es entsteht eine grüne "bel étage", die neben den Rampen über eine zusätzliche Treppe und einen verlängerten U-Bahn-Aufzug am Raschplatz erreichbar ist. Außerdem wird die Lister Meile zwischen Friesenstraße und Hamburger Allee zur grünen Fußgängerzone mit der Möglichkeit, vorm Kulturzentrum Pavillon open air Kultur stattfinden zu lassen.